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Vortrag zum Europatag im Kelmiser CFA

EU-Diplomat Patrick Laureys ließ hinter die Kulissen blicken

Kelmis,- Ein hochinteressanter Blick hinter die Kulissen der EU-Institutionen wurde den Sekundarschülern der Abschlussklassen am César-Franck-Athenäum anlässlich des Europatags am 9. Mai geboten. Einblicke in die Diplomatenlaufbahn erhielten die Schüler ebenso. Inzwischen ist es schon zur Tradition geworden: unserAußenminister Didier Reynders nimmt diesen Europatag zum Anlass, um sichlandesweit in 21 Schulen mit seinen ranghohen Diplomaten direkt an die Jugendlichenzu wenden und mit ihnen über Europa und seine Zukunft zu diskutieren. In diesem Jahr passte das Datum besonders gut, denn in knapp zwei Wochen sind bekanntlich Europawahlen.

Das César-Franck-Athenäum Kelmis war als Konferenzort in der DG ausgewählt worden - Patrick Laureys, Erster Botschaftssekretär bei der Generaldirektion für Koordination und Europäische Fragen, war zu diesem Anlass in die neue César-Franck-Mediothek gekommen.
In seinen Begrüßungsworten erinnerte Schuldirektor Baudouin Vanasschen daran, dass die EU den „Europatag“ am 9. Mai feiert, um an die Erklärung des damaligen französischen Außenministers Robert Schuman zu erinnern. Dieser rief am 9. Mai 1950 erstmals zur Gründung eines vereinten Europa auf – die Basis für die spätere Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Kelmis sei als Konferenzort in der DG zu diesem Thema geradezu prädestiniert, so Vanasschen: zunächst als Dreiländergemeinde im Herzen der Euregio Maas-Rhein und schließlich auch wegen seiner eigenen wechselvollen Geschichte. Kelmis war aufgrund seiner reichhaltigen Erzvorkommen Zankapfel zwischen den Großmächten beim Wiener Kongress von 1815: mangels Einigung war die Göhlgemeinde danach mehr als 100 Jahre lang selbständig. Den Bogen zurück zur Gegenwart spannte Vanasschen indem er den Redner aus dem Außenministerium bat, den Schülern doch Näheres über seine Laufbahn und seinen äußerst beeindruckenden Diplomatentitel zu erläutern.
Patrick Laureys ist seit 2001 Diplomat und stammt aus Hasselt. Er verblüffte die Zuhörer direkt mit der Tatsache, dass er nicht weniger als sechs Sprachen beherrscht! In der Europaabteilung des Außenministeriums ist er zuständig für den EU-Handel was Dienstleistungen und Investitionen betrifft. Genauer gesagt ist er der belgische Repräsentant im Ausschuss für Handelspolitik des Europäischen Rates. Dort ist er zur Zeit befasst mit dem heißdiskutierten Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Seinem beruflichen Werdegang entnahmen die Schüler, dass ein Diplomat vor allem mobil und flexibel sein muss: Nigeria und Wien waren frühere Karrierestationen des Limburgers.
Äußerst interaktiv und multimedial gestaltete Laureys dann seinen Vortrag über Europa und die EU: anhand einer Video-Einspielung aus youtube ließ er Geschichte, Institutionen und Hauptkritikpunkte an der EU Revue passieren. Nach einigen weiteren Anmerkungen zu den europäischen Gremien, diskutierte er mit den Kelmiser Schülern über deren Interesse an der EU. Regen Austausch gab es auch zum aktuellen Ukraine-Russland-Konflikt, zur europäischen Umweltpolitik und über die EU-Erweiterung.

Am spannendsten wurde es für die angehenden Abiturienten aber, als es um die Frage ging „Wer hat die Macht in Europa?“: zunächst ratloses Schweigen. Sind es die Bürger, ist es die EU-Kommission? Oder vielleicht eine dritte Macht? Was dann folgte, war ein Blick hinter die offiziellen Strukturen in der EU-Hauptstadt Brüssel: die Arbeit der zahlreichen Lobbyisten wurde anhand von Filmmaterial vorgestellt – für Laureys eine tatsächliche und oft unterschätzte Kraft im Machtgefüge der Politik. Hierbei geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen, die die Lobbyisten vertreten, sicherlich ernüchternd für den einen oder anderen Jungwähler!

Mit weiteren Erläuterungen zur Diplomatenausbildung und –laufbahn endete schließlich ein sehr kurzweiliger Vortrag des Vertreters aus dem Außenministerium. Und wer weiß, vielleicht kann in einigen Jahren ja ein ehemaliger Kelmiser Schüler von ähnlichen beruflichen Erlebnissen berichten?

 

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